zum Inhalt springen

Liebe und dann tue, was du willst.

Ein Wort des Hl. Augustinus zum Johannesbrief.

blume

Kurz und bündig, aber auch radikal und provozierend sagt der große christliche Bischof und Lehrer (354-430) Augustinus um was es Jesus geht. Nur die Liebe zählt. Ohne Liebe ist alles „vergebliche Liebesmühe“. Wenn du die Liebe hast, dann hast du die Lebensregel für alles andere.

Liebe Gott aus ganzem Herzen, und deinen Nächsten wie dich selbst! „An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten“, erklärt Jesus. Die 615 einzelnen Gebote, die in der Bibel des Alten Testaments stehen, kann kaum jemand sich alle merken, geschweige denn sie auch im Leben einhalten und befolgen.
 
Daher war es schon damals unter den Schriftgelehrten eine beliebte Frage: Welches sind die Hauptgebote, und welche sind zweitrangig? Jesus selber hat immer wieder an die Zehn Gebote erinnert: „Wenn du das Leben erlangen willst, halte die Gebote!“ Aber auch unter diesen Zehn Geboten gibt es eine Rangordnung. Oft hat man den Eindruck, das Sechste Gebot werde für das Wichtigste gehalten. Eindeutig aber steht das erste der Zehn Gebote an erster und wichtigster Stelle. Daran erinnert Jesus: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzen Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken“.
 
Damit aber klar ist, wie die weiteren Gewichtungen der Gebote aussehen, fügt er gleich hinzu: „Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“.
 
So kurz, so einfach, so einleuchtend! Aber, so frage ich mich gleich danach: Was heißt das praktisch? Was heißt das denn konkret: Gott aus ganzen Herzen lieben - und den Nächsten wie mich selbst?
 
Wieder möchte ich den heiligen Augustinus zitieren: „Zeig mir einen Liebenden, er wird es verstehen!“ Wo Liebe ist, da ist Leben, da ist Glück, da „stimmt‘s“! Aber was ist nun wirklich die Liebe? Das sieht man oft zuerst dann, wenn sie nicht da ist. Nimm die Liebe aus dem Leben - was bleibt dann noch? Reichtum ohne Liebe? Schönheit ohne Liebe? Erfolg ohne Liebe? Sex ohne Liebe?
 
Bekannt ist das „Hohe Lied der Liebe“ beim Apostel Paulus. Es wird gerne als Bibeltext für Hochzeiten verwendet: Wenn ich alle Gaben hätte, „hätte aber die Liebe nicht, nützte es mir nichts“ (1.Korintherbrief, Kap.13). Die Liebe ist das „Lebenselixier“. Sie gibt allem erst das rechte Maß. Paulus sagt von ihr: „Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig, … sie bläht sich nicht auf, … trägt das Böse nicht nach… Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf“.
 
Was Wunder, dass wir uns alle nach Liebe sehnen. Eines macht Jesus klar: Es ist ein Glück, von Gott und vom Nächsten geliebt zu werden. Glücklich werden wir damit aber nur, wenn auch wir selber Liebe schenken.

Kardinal Christoph Schönborn

Alle Zitate der Woche ansehen

©2024 Gespraechsinsel